Hilmer: Der Lemming, der nicht sterben wollte (German Edition) by Olbrich Jörg

Hilmer: Der Lemming, der nicht sterben wollte (German Edition) by Olbrich Jörg

Autor:Olbrich, Jörg [Olbrich, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-04-02T22:00:00+00:00


22

Auf ihrem Weg durch die Höhle achteten Henni und Hörg auf jedes noch so kleine Geräusch. Zunächst blieb es ruhig. Dann hörten die beiden vor sich ein leises Wimmern.

„Da weint jemand“, stellte Hörg überflüssigerweise fest.

„Meinst du es ist Hilmer?“

„Ich hoffe nicht.“

„Wir müssen auf jeden Fall nachsehen.“

„Ich weiß nicht, Henni. Wenn er in die Fängen der Ratten geraten ist, werden die sicher nicht tatenlos zusehen, wie wir Hilmer wieder befreien.“

„Du kannst ihn aber auch nicht einfach im Stich lassen.“

„Das will ich ja auch gar nicht“, sagte Hörg.

„Dann lass uns nachsehen, was da los ist.“

Todesmutig schlichen die beiden Lemminge weiter. Sie lauschten angestrengt, konnten aber kein weiteres Wimmern oder Jammern ausmachen.

„Ich bin mir sicher, dass wir uns nicht getäuscht haben“, sagte Hörg und schaute seinen Bruder ratlos an.

„Lass uns weitergehen. Da vorne muss irgendetwas sein.“ Henni wartete keine Antwort ab und übernahm die Führung.

Der Tunnel machte eine Biegung und die beiden erreichten einen Durchgang, durch den sie direkt in die Stadt gelangen konnten. Danach führte der Gang durch eine weitere Kurve wieder tiefer in den Berg. Henni und Hörg beschlossen diesen Weg zu nehmen. Sie huschten an der Öffnung vorbei und atmeten erleichtert auf, als sie die Stelle passiert hatten. Als dicht vor ihnen wieder das Wimmern erklang, beschleunigten sie ihre Schritte.

Hinter der nächsten Kurve sahen die beiden Lemminge, wer für die jammernden Laute verantwortlich war. Hörg wusste in dem Moment nicht, ob er Turgi und Targi auslachen oder bemitleiden sollte.

Hilmers Vettern lagen in einer Gefängniszelle, die sich in einer Ausbuchtung des Ganges befand, reglos auf dem Boden. Beide hatten die Augen geschlossen und schienen bewusstlos zu sein. Eine Metallplatte verhinderte, dass man den Riegel der Tür von innen erreichen und öffnen konnte.

„Was machen wir jetzt?“

„Wir müssen sie befreien“, beantwortete Henni Hörgs Frage.

„Bist du verrückt geworden?“

„Nein. Die beiden sind Lemminge. Wir können sie nicht in den Fängen der Ratten lassen, egal, wie bescheuert sie sich auch verhalten haben.“

„Das ist doch Irrsinn. Wenn wir sie befreien, werden sie wieder versuchen ihren Vetter zu schnappen. So sind sie ausgeschaltet und Hilmer ist wenigstens eine Gefahr los.“

„Du hast ja recht“, gab Henni zu. „Trotzdem. Es geht mir gegen den Strich zwei Artgenossen hier zurückzulassen. Vielleicht gelingt es uns, sie auf unsere Seite zu ziehen. Hier unten können wir jeden Verbündeten gebrauchen.“

„Das glaubst du doch selbst nicht. Wie sollten uns die beiden Spinner den helfen? Sie behindern uns nur und wir werden langsamer vorankommen.“

„Wie auch immer“, sagte Henni. „Wir müssen jetzt etwas tun. Es dauert sicher nicht ewig, bis einer dieser verfressenen Nager hier auftaucht. Dann möchte ich verschwunden sein.“

„Ich auch.“

„Dann helf mir jetzt die beiden Irren zu befreien.“

„Na gut. Aber beschwer dich hinterher nicht bei mir, wenn irgendetwas schiefgeht.“ Eine innere Stimme sagte Hörg, dass es ein sehr großer Fehler war, die Gefangenen freizulassen. Er wollte sich aber auch nicht gegen seinen besten Freund stellen. Es war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streit. Dafür war die Gefahr, von den Ratten entdeckt zu werden, zu groß.

Henni schob den Riegel der Zellentür beiseite und trat in die Kammer.



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